Jahresversammlung 2024

99. Jahresversammlung der Maximilian-Gesellschaft e.V.
in Eutin, Lübeck und Ratzeburg vom 11.-13. April 2024.

Ein Bericht von K.-H. Knupfer

Am Donnerstag, dem 11. April, trafen sich die Mitglieder im Kavalierhaus am Eutiner Schloss, das die Eutiner Landesbibliothek beherbergt. Wir wurden freundlich empfangen vom Direktor der Institution Professor Dr. Axel E. Walter und seinen Mitarbeiterinnen. Die ehemalige Hofbibliothek der Lübecker Bischöfe wuchs im 18. und 19. Jahrhundert vorwiegend durch private Schenkungen. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Ende der Monarchie ging die Bibliothek in Besitz des Oldenburgischen Staates über und erhielt ihren heutigen Namen. Besonders bekannt ist die Sammlung für ihre Bestände an Reiseliteratur zu denen es auch einige gedruckte bibliographische Verzeichnisse gibt, die mit Erfolg von den spezialisierten Sammlern und Antiquaren seit Jahren benutzt werden. Einige Originale aus der Bibliothek wurden erläutert und konnten ausgiebig besichtigt werden. Prof. Walter gab einen bilderreichen Vortrag zu den Beständen und zur Geschichte der kleinsten Landesbibliothek Deutschlands.

Der Abend des ersten Tages klang mit einem Abendessen und bibliophilen Gesprächen im Lübecker Hotel Atlantic aus.

Am Freitagmorgen trafen sich die Mitglieder im Lübecker Antiquariat Tautenhahn, wo der Gastgeber sein repräsentatives, offen und einladend gestaltetes Ladengeschäft vorstellte. Zusammen mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erfreute Herr Tautenhahn die Teilnehmer nicht nur mit schönen Büchern und Graphiken, sondern auch mit Häppchen und Getränken.

Zu Fuß ging es dann gemeinsam zur Bibliothek der Hansestadt Lübeck in die Hundestraße. Dort wurden wir von Frau Angela Buske, der Abteilungsleiterin des Altbestandes empfangen, die uns über die Geschichte des Hauses und dessen Bestände berichtete. Die Stadtbibliothek Lübeck hat unter den Bibliotheken Schleswig-Holsteins den reichsten Altbestand. Auch architektonisch war die Bibliothek, die in den Räumen des Katharinenklosters gewachsen war, sehr sehenswert. Neben den mittelalterlichen Gebäudeteilen des Katharinenklosters gehört auch der südliche Oberchor der Katharinenkirche zur Bibliothek. Von 1994 bis 2002 wurde das Ensemble grundlegend restauriert und alte Ausmalungen der Wände freigelegt. Im Mantelsaal im Obergeschoss wurde eine Galeriebibliothek eingerichtet. Dort fand auch inmitten der Bücherreihen die Mitgliederversammlung statt. 

Ausführlich durften wir den ersten datierten Lübecker Druck besichtigen. Es handelt sich hierbei um eine anonym überlieferte Chronik, die 1475 bei Lucas Brandis in Lübeck gedruckt wurde. Der dickleibige Folioband mit dem Titel „Rudimentum Novitiorum“ enthält die erste gedruckte topographische Weltkarte, die erste gedruckte Karte von Palästina und die ersten Gelehrtenbilder in Holzschnitt. In dem Band wird in lateinischer Sprache die Geschichte der Welt von der Erschaffung bis zum Jahr 1475 geschildert. Bei dem jetzt in der Lübecker Stadtbibliothek aufbewahrten Exemplar handelt es sich um ein nach dem Zweiten Weltkrieg im Handel erworbenen Druck. Das ursprünglich in Lübeck vorhandene Exemplar gehört zu den Kriegsverlusten. Viele Lübecker Bücher befinden sich noch in russischen Bibliotheken. Das neu erworbene Exemplar kam aus der Bibliotheca Lindesiana des Earl of Crawford.

Im Anschluss an die Führung fand im Mantelsaal die Mitgliederversammlung statt.
(Link zum Protokoll)

Um 16 Uhr trafen sich die Mitglieder im nahegelegenen Behnhaus und wurden von Direktor Dr. Alexander Bastek begrüßt und in die Geschichte der Sammlung eingeführt, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit herausragenden Stücken aktueller, moderner Kunst gefüllt wurde, dank des weithin bekannten Direktors Carl Georg Heise, der 1933 seines Amtes enthoben und dessen Sammlung zum großen Teil für die Propagandaschau der „entarteten Kunst“ beschlagnahmt wurde. Da bis 2028 das Buddenbrookhaus renoviert wird, kamen die Thomas Mann-Freunde hier auch auf ihre Kosten, da einzelne Bestände hier ausgestellt waren. Dr. Bastek führte uns durch alle Räume seines Hauses. 

Kurz nach 18 Uhr trafen sich die Mitglieder im Admiralszimmer im Lübecker Ratskeller. Beim gemeinsamen Abendessen verflog die Zeit bei bibliophilen Gesprächen wie im Flug. 

Der letzte Tag führte die Mitglieder in das nahegelegene Ratzeburg. Dort konnte das A. Paul Weber-Museum besucht werden, das in der ehemaligen Werkstatt des Künstlers eingerichtet worden war. 
Unter der Führung von Ute Fritzsche und Marion Vollmer wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen durch das Haus geführt. A. Paul Weber ist den bibliophilen Teilnehmern als Buchillustrator bestens bekannt, doch hier konnten wir seine Wirkungsstätte im Detail besichtigen. Neben der funktionierenden Lithodruckpresse, mit der zu Demonstrationszwecken immer noch gearbeitet wird, konnte man im Keller das Lager der Lithosteine und an allen Wänden des Hauses zahlreiche Lithographien aus seinem Lebenswerk sehen. A. Paul Weber hat in dem Haus bis zu seinem Tod gearbeitet und im Laufe seines Lebens etwa 3000 Lithographien hergestellt. Die umfangreiche Dauerausstellung zeigt in wechselnden Zusammenstellungen alle Stationen seines Lebens, wobei in der derzeitigen Auswahl die Jahre von 1939-45 keinen Schwerpunkt bilden.

Gegen 12 Uhr war die diesjährige Versammlung beendet und die Teilnehmer machten sich an Erfahrungen und Eindrücken reich beschenkt auf den Weg.

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