In diesem Jahr führte uns die 100. Jahresversammlung
vom 08. bis 10. Mai nach Freiburg im Breisgau, Straßburg und nach Colmar.
Programmablauf im Überblick: (Link zum PDF)
Herzlich willkommen am Oberrhein
Die Teilnehmer kamen in eine Stadt, die durch ihr südliches Flair begeistert und durch das gotische Münster mit dem „schönsten Turm der Christenheit“. Seine 1457 gegründete Universität prägt das Stadtbild und liegt eingebettet in einer reichen Kulturlandschaft zwischen Schwarzwald und dem nahen Kaiserstuhl mit seinen vulkanisch geprägten Weinlagen.
Die bedeutenden historischen Bücherschätze der Universitätsbibliothek Freiburg standen am Anfang des Besuchs in Freiburg im Vordergrund. Das vor wenigen Jahren komplett neu errichtete Gebäude steht avantgardistisch wie ein funkelnder Diamant auf dem Campus der Universität und erwartet seine Nutzer. Dort fand auch am Nachmittag die Mitgliederversammlung der Maximilian Gesellschaft statt.

der UB Freiburg


in der UB Freiburg

Nahe ist das Elsass mit wunderschönen alten Städten und Dörfern, vielen mittelalterlichen Burgen und der Metropole Strasbourg, Hauptort des französischen Departements Bas-Rhin und seit 1949 Sitz des Europarates und des Europäischen Parlaments.
Die badisch-elsässische Region am Oberrhein hat eine vielfältige und komplizierte gemeinsame Geschichte. Darauf soll hier nicht weiter eingegangen werden. Bei einer Gesellschaft für alte und neue Buchkunst wie sie die Maximilian Gesellschaft ist, muss aber ein wichtiges Kapitel dieser gemeinsamen Geschichte Erwähnung finden, das immer noch tiefe – auch noch sichtbare – Spuren in der Region hinterlassen hat: die Zeit des Humanismus.
Der Oberrhein spielte im deutschen Humanismus eine herausragende Rolle. Hier entstand früh ein hoch entwickeltes Bildungswesen – berühmt war die Schule in Schlettstadt -, früher als anderswo wurde die Forderung nach einer Reform der Kirche und nach sozialen Änderungen erhoben. Elsässische Humanisten wie Sebastian Brant, Beatus Rhenanus, Geiler von Kaysersberg oder Jakob Wimpfeling sind hier zu nennen, Erasmus von Rotterdam oder Ulrich Zasius auf Seiten Basels und Freiburgs.

mit den Holzschnitten aus Sebastian Brants Narrenschiff von 1494
Das Aufkommen des Buchdrucks vor allem in der Oberrheinregion förderte die Verbreitung der humanistischen Ideen. Allen voran in Basel und in Straßburg standen Wiegen dieser Medienrevolution, aber auch in Städten wie Freiburg, Offenburg, Hagenau oder Colmar wurden in diesen frühen Jahren Bücher gedruckt.

Wo lässt sich dieser Zeit besser und authentischer nachspüren als in der Bibliothèque des „Dominicains“ in Colmar. In den Jahren 2018-2022 aufwändig generalsaniert enthält die Bibliothek „das schriftliche Gedächtnis des Elsass seit dem Mittelalter“, vereinigt sie doch vor allem die Bibliotheks- und Archivbestände der Klöster des Ober Elsass, die in den Wirren der Französischen Revolution dorthin gebracht worden waren. Unter ihren 400.000 Büchern, Manuskripten oder Archivalien befinden sich 2.300 Inkunabeln und über 10.000 Bücher des 16. Jahrhunderts. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Mitgliederversammlung konnten die Dominikaner Bibliothek ebenfalls besuchen.

Am Vormittag stand ein Besuch der Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg (BNU) auf dem Programm der Maximilian Gesellschaft. Die nach der BN in Paris von der Sammlung her zweitgrößte Bibliothek Frankreichs konnte den Mitgliedern der Maximilian Gesellschaft eine besondere Ausstellung präsentieren.
Unter dem Motto Eleganz und Modernität: Illustrationen zur Zeit des Art Déco 1925-2025, zeigt sie herausragende Beispiele der Buch-, Plakat- und Werbeillustration dieser Zeit, in großen Teilen aus der außergewöhnlichen Sammlung von Akka und Wulf von Lucius, Stuttgart. Ein zweiter Schwerpunkt des Besuchs war die Präsentation der Bibliothek und seiner Sammlungsbeständen, mit frühen Buchdrucken aus den Offizinen Straßburger Buchdrucker wie Hans Grüninger, Johannes Mentelin oder Heinrich Eggstein.

National- und Universitätsbibliothek Strasbourg; Ausstellungsstücke aus der Sammlung von Akka und W.-D. von Lucius

Der Abend des 9. Mai klang aus im Kaiserstuhl auf einer Höhenlage bei guten Weinen und ausgezeichneten Essen mit Blick auf das Rheintal, die Vogesen und die Kaldera des Kaiserstuhls.
Am Folgetag ging es von Freiburg hinauf in den Schwarzwald zur vormaligen Benediktinerabtei St. Peter auf dem Schwarzwald. Auch wenn sich der damals weit über die Grenzen des südlichen Schwarzwalds hinaus bekannte Bücherschatz als Folge der Säkularisation heute überwiegend in der Landesbibliothek in Karlsruhe oder in der Universitätsbibliothek in Freiburg befindet, zählt der Bibliotheksraum zu den schönsten barocken Klosterbibliotheken des deutschen Südwestens. Und die Regale haben sich in den letzten über 200 Jahren auch mit sehr beachtlichen Werken wieder gefüllt, wie die Gäste der Maximilian Gesellschaft feststellen konnten.


Die Teilnehmer der 100. Mitgliederversammlung erlebten drei aufregende Tage mit höchstem bibliophilem Genuss.
Johannes Baumgartner

Anbei der Programmablauf im Überblick: (Link zum PDF)